Das Ertragswertverfahren für Immobilien


Ertragswertverfahren

Ertragswertverfahren

Das Ertragswertverfahren ist eine fundamentale Methode in der Immobilienbewertung, die darauf abzielt, den Wert einer Immobilie auf Basis ihrer potenziellen Erträge zu bestimmen. Dieses Verfahren ist besonders relevant, wenn es um Investitionsentscheidungen geht, da es die zukünftigen Einnahmen aus der Immobilie in den Mittelpunkt der Bewertung stellt. Durch die Anwendung einer spezifischen Formel ermöglicht das Ertragswertverfahren eine objektive Einschätzung des Wertes von Immobilien, die Erträge generieren, wie Mietobjekte oder Gewerbeimmobilien.

Die 4 wichtigsten Fakten zum Ertragswertverfahren
  1. Zukunftsorientierte Bewertung: Im Kern fokussiert sich das Ertragswertverfahren darauf, den Wert einer Immobilie basierend auf den erwarteten zukünftigen Nettoerträgen zu ermitteln. Dies unterscheidet es von anderen Bewertungsmethoden, die stärker auf gegenwärtigen oder vergangenen Daten basieren.

  2. Standardformel zur Berechnung: Die Berechnung des Ertragswerts erfolgt durch eine spezifische Formel, die den Barwert aller zukünftigen Nettoerträge berücksichtigt. Die "Ertragswert berechnen" Formel ist ein zentrales Element dieses Verfahrens.

  3. Anpassung an Marktentwicklungen: Das Ertragswertverfahren ermöglicht eine flexible Anpassung an Veränderungen des Marktes und der Ertragssituation, indem aktuelle Ertragsprognosen und Zinssätze in die Berechnung einfließen.

  4. Breites Anwendungsspektrum: Obwohl das Ertragswertverfahren häufig in der Bewertung von Mietobjekten und Gewerbeimmobilien Anwendung findet, ist es universell einsetzbar und kann auf jede Immobilie angewandt werden, von der zukünftige Erträge erwartet werden.

Die Einbeziehung des Ertragswertverfahrens in die Immobilienbewertung bietet Investoren und Eigentümern eine wertvolle Perspektive auf den langfristigen Wert ihrer Immobilien und unterstützt fundierte Entscheidungen im Immobilienmanagement.


1) Was ist das Ertragswertverfahren?

Das Ertragswertverfahren ist eine Methode zur Bewertung von Immobilien, die sich auf die zukünftig erwarteten Erträge konzentriert. Es wird vorrangig angewendet, um den Wert von vermieteten oder anderweitig Erträge generierenden Immobilien zu bestimmen. Im Kern geht es darum, den gegenwärtigen Wert (Barwert) aller zukünftigen Nettoerträge, die aus der Immobilie fließen, zu ermitteln. Der Ertragswert einer Immobilie basiert auf dem Barwert der zukünftigen Nettoeinnahmen, die sie generieren kann.

Bedeutung des Ertragswertverfahrens

Die Bedeutung des Ertragswertverfahrens liegt in seiner Fähigkeit, die langfristige Ertragskraft und damit den realen Wert einer Immobilie widerzuspiegeln. Es bietet eine objektive Grundlage für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen und hilft bei der Finanzierungsplanung.

Abgrenzung zu anderen Bewertungsmethoden

  • Vergleichswertverfahren: Basierend auf den Verkaufspreisen vergleichbarer Objekte. Das Ertragswertverfahren unterscheidet sich, indem es spezifisch die Erträge berücksichtigt, die eine Immobilie generiert, statt sich auf Marktpreise ähnlicher Objekte zu stützen.
  • Sachwertverfahren: Fokussiert auf die Wiederbeschaffungskosten der baulichen Anlagen und des Bodens. Im Gegensatz dazu betrachtet das Ertragswertverfahren die Ertragsfähigkeit und nicht die physischen Aspekte der Immobilie.

So funktioniert das Ertragswertverfahren- Schritt für Schritt erklärt

Dieser Abschnitt führt Sie durch das vereinfachte Ertragswertverfahren, erklärt jede Formel und illustriert das Ganze mit einem Rechenbeispiel.

Schritt 1: Bodenwert ermitteln

Der erste Schritt besteht darin, den Wert des Grundstücks zu bestimmen. Dies geschieht mithilfe des Bodenrichtwerts, der in der Regel von der Kommune zur Verfügung gestellt wird, siehe hier.

  • Formel: Bodenrichtwert × Grundstücksfläche = Bodenwert

Schritt 2: Jahresreinertrag ermitteln

Der Jahresreinertrag ergibt sich aus den jährlichen Mieteinnahmen abzüglich der Bewirtschaftungskosten.

  • Formel für Jahresrohertrag: Wohnfläche × Miete je Quadratmeter × 12 = Jahresrohertrag
  • Vereinfachte Bewirtschaftungskosten: Jahresrohertrag × 0,2
  • Jahresreinertrag: Jahresrohertrag - Bewirtschaftungskosten

Schritt 3: Gebäudereinertrag ermitteln

Um den Gebäudereinertrag zu ermitteln, muss die Bodenwertverzinsung vom Jahresreinertrag abgezogen werden.

  • Formel: Grundstücksreinertrag - Bodenwertverzinsung = Gebäudereinertrag
  • Bodenwertverzinsung: Bodenwert × Liegenschaftszinssatz

Schritt 4: Gebäudeertragswert ermitteln

Der Gebäudeertragswert wird unter Berücksichtigung des Vervielfältigers berechnet, der sich aus dem Liegenschaftszinssatz und der Restnutzungsdauer der Immobilie ergibt. Weiter unten finden Sie noch eine genaue Erklärung zum Vervielfältiger.

  • Vervielfältiger berechnen: Abhängig von Liegenschaftszins und Restnutzungsdauer
  • Gebäudeertragswert: Gebäudereinertrag × Vervielfältiger

Schritt 5: Verkehrswert ermitteln

Der Verkehrswert der Immobilie ergibt sich aus der Summe von Bodenwert und Gebäudeertragswert, angepasst um wertsteigernde oder -mindernde Faktoren.

  • Formel: Bodenwert + Gebäudeertragswert ± wertsteigernde/mindernde Faktoren = Verkehrswert

Rechenbeispiel:

Angenommen, ein Mehrfamilienhaus steht auf einem Grundstück mit 500 m², der Bodenrichtwert beträgt 300 Euro pro m². Die jährlichen Mieteinnahmen belaufen sich auf 40.000 Euro, und der Liegenschaftszinssatz liegt bei 5%.

  1. Bodenwert: 300 Euro/m² × 500 m² = 150.000 Euro
  2. Jahresrohertrag: 40.000 Euro (angenommen)
  3. Bewirtschaftungskosten: 40.000 Euro × 0,2 = 8.000 Euro
  4. Jahresreinertrag: 40.000 Euro - 8.000 Euro = 32.000 Euro
  5. Bodenwertverzinsung: 150.000 Euro × 0,05 = 7.500 Euro
  6. Gebäudereinertrag: 32.000 Euro - 7.500 Euro = 24.500 Euro

Angenommen, die Restnutzungsdauer beträgt 50 Jahre, was einen Vervielfältiger von etwa 20 ergibt (Vereinfachung für das Beispiel).

  1. Gebäudeertragswert: 24.500 Euro × 20 = 490.000 Euro
  2. Verkehrswert: 150.000 Euro (Bodenwert) + 490.000 Euro (Gebäudeertragswert) = 640.000 Euro

Das vereinfachte Ertragswertverfahren ermöglicht eine fundierte Schätzung des Verkehrswerts einer Immobilie, basierend auf deren Ertragspotential.

Wichtig:
Der Bodenwert bezeichnet den Wert eines Grundstücks ohne Berücksichtigung von darauf befindlichen Gebäuden oder anderen Bebauungen, basierend auf Faktoren wie Lage, Größe und Nutzungsmöglichkeiten.

Ertragswertverfahren selbst berechnen: Das Schema

Die Berechnung des Ertragswerts fußt auf 3 Schritten.

Um den Ertragswert einer Immobilie zu berechnen, folgen Sie dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung, die Ihnen hilft, die notwendigen Informationen zu sammeln und die Berechnung korrekt durchzuführen.

Schritt 1: Datensammlung

Sammeln Sie alle notwendigen Informationen, um den Ertragswert berechnen zu können:

  1. Jahresnettokaltmiete: Summe aller Mieteinnahmen über ein Jahr, ohne Nebenkosten.
  2. Betriebskosten: Jährliche Kosten für die Bewirtschaftung der Immobilie, die nicht umgelegt werden können.
  3. Instandhaltungsrücklage: Jährlicher Betrag, der für zukünftige Instandhaltungsarbeiten zurückgelegt wird.
  4. Leerstandsquote: Geschätzter Prozentsatz der Zeit, in der die Immobilie nicht vermietet ist.
  5. Kapitalisierungszinssatz: Zinssatz, der zur Diskontierung der zukünftigen Einnahmen verwendet wird.

Schritt 2: Berechnung des Jahresreinertrags



Schritt 3: Anwendung der Ertragswertformel

Ertragswert=JahresreinertragKapitalisierungszinssatz

Praktisches Beispiel

Angenommen, Sie haben folgende Daten für eine Immobilie:

  • Jahresnettokaltmiete: 24.000 Euro
  • Betriebskosten (nicht umlegbar): 2.000 Euro
  • Instandhaltungsrücklage: 1.000 Euro
  • Leerstandsquote: 5% der Jahresnettokaltmiete
  • Kapitalisierungszinssatz: 5%

Berechnung des Jahresreinertrags:

Jahresreinertrag=24.000Euro2.000Euro1.000Euro(24.000Euro×0,05)

Jahresreinertrag=24.000Euro2.000Euro1.000Euro1.200Euro=19.800Euro

Anwendung der Ertragswertformel:

Ertragswert=19.800Euro0,05=396.000Euro

Der Ertragswert der Immobilie beträgt somit 396.000 Euro.

Wichtig:
Für die Ermittlung der Jahresmiete sind die ortsüblichen Vergleichsmieten heranzuziehen, nicht die aktuell tatsächlich erzielten Mieteinnahmen. Mietausfälle oder niedrige Bestandsmieten werden ganz zum Schluss der Berechnung vom Endergebnis abgezogen..

Berechnung des Immobilienwerts mit dem Vervielfältiger im Ertragswertverfahren

Der Vervielfältiger ist ein zentraler Bestandteil des Ertragswertverfahrens, insbesondere in seiner Anwendung bei der Berechnung des Wertes von Immobilien. Er dient dazu, den Jahresreinertrag einer Immobilie in den aktuellen Verkehrswert umzurechnen. Der Vervielfältiger reflektiert, wie viele Jahre es dauern würde, bis die Summe der diskontierten zukünftigen Erträge dem aktuellen Wert der Immobilie entspricht, basierend auf einem bestimmten Zinssatz, dem Liegenschaftszinssatz. Er berücksichtigt sowohl den Zinseffekt als auch die Restnutzungsdauer der Immobilie.

Was ist der Vervielfältiger?

Der Vervielfältiger wird verwendet, um den Gebäudeertragswert zu ermitteln. Er basiert auf dem Liegenschaftszinssatz und der Restnutzungsdauer der Immobilie und wird durch die Barwertformel für eine ewige Rente oder eine Rente für eine bestimmte Laufzeit (Restnutzungsdauer) bestimmt. Der Vervielfältiger gibt an, mit welchem Faktor der Jahresreinertrag multipliziert werden muss, um den aktuellen Wert der zukünftigen Erträge zu erhalten.

Berechnung des Vervielfältigers:

Der Vervielfältiger wird mithilfe der Barwertformel einer ewigen Rente oder einer Rente für eine begrenzte Dauer berechnet, wobei der Liegenschaftszinssatz als Diskontierungszinssatz dient. Für eine begrenzte Dauer kann der Vervielfältiger mithilfe von Tabellen gefunden oder über finanzmathematische Formeln berechnet werden, die den aktuellen Wert einer Reihe von Zahlungen unter Berücksichtigung des Zinssatzes und der Zeitperiode bestimmen.

Beispiel zur Berechnung mit dem Vervielfältiger:

Angenommen, Sie haben eine Immobilie mit einem Jahresreinertrag von 10.000 Euro, der Liegenschaftszinssatz beträgt 5% und die Restnutzungsdauer der Immobilie beträgt 20 Jahre.

  1. Vervielfältiger finden: Für einen Liegenschaftszinssatz von 5% und eine Restnutzungsdauer von 20 Jahren beträgt der Vervielfältiger laut Vervielfältigertabelle etwa 14,21.

  2. Gebäudeertragswert berechnen: Der Gebäudeertragswert ergibt sich aus der Multiplikation des Jahresreinertrags mit dem Vervielfältiger.

Geba¨udeertragswert=Jahresreinertrag×Vervielfa¨ltiger=10.000Euro×14,21=142.100Euro

Der Gebäudeertragswert beträgt somit 142.100 Euro.

Ist diese Methode typisch für das Ertragswertverfahren?

Ja, die Nutzung des Vervielfältigers ist ein typisches und wesentliches Merkmal des Ertragswertverfahrens. Sie ermöglicht es, zukünftige Erträge unter Berücksichtigung von Zeitwert des Geldes und Risiko in einen gegenwärtigen Wert umzurechnen. Diese Methode wird häufig bei der Bewertung von vermieteten Immobilien, wie Wohn- oder Geschäftsgebäuden, angewandt, bei denen die Erträge über einen längeren Zeitraum relativ konstant sind

Gut zu wissen:
Der Liegenschaftszins ist ein Zinssatz, der das Risiko und die Ertragserwartung einer Immobilie widerspiegelt und im Ertragswertverfahren verwendet wird, um den Barwert zukünftiger Erträge zu bestimmen. Er variiert je nach Lage, Nutzung und Marktbedingungen der Immobilie. Der Wert des Liegenschaftszinses wird in der Regel von Gutachterausschüssen festgelegt, basierend auf Marktanalysen und realisierten Verkaufspreisen in der Region.

Vor- und Nachteile des Ertragswertverfahrens

Das Ertragswertverfahren ist eine bewährte Methode zur Bewertung von Immobilien, insbesondere solchen, die Einnahmen generieren. Wie jede Bewertungsmethode hat auch das Ertragswertverfahren seine Vor- und Nachteile:

Vorteile des Ertragswertverfahrens:

  1. Zukunftsorientiert: Es basiert auf den zukünftig erwarteten Erträgen einer Immobilie, was eine realistische Einschätzung des Wertes ermöglicht.
  2. Flexibilität: Das Verfahren kann an verschiedene Arten von Immobilien und Ertragssituationen angepasst werden, was es vielseitig einsetzbar macht.
  3. Marktbezogen: Durch die Berücksichtigung des Liegenschaftszinses, der sich aus dem aktuellen Marktgeschehen ableitet, spiegelt der ermittelte Wert die Marktverhältnisse wider.
  4. Transparenz: Die Berechnungsmethode ist nachvollziehbar und ermöglicht eine objektive Bewertung, basierend auf nachprüfbaren Ertragsdaten.

Nachteile des Ertragswertverfahrens:

  1. Komplexität: Die korrekte Ermittlung der erforderlichen Daten, insbesondere der zukünftigen Erträge, kann komplex und herausfordernd sein.
  2. Datenabhängigkeit: Die Qualität der Bewertung hängt stark von der Genauigkeit und Verfügbarkeit der zugrundeliegenden Daten ab, insbesondere bei der Schätzung zukünftiger Erträge.
  3. Marktschwankungen: Veränderungen im Marktgeschehen können den Liegenschaftszins und damit den Ertragswert beeinflussen, was zu Wertanpassungen führen kann.
  4. Fokus auf Erträge: Nicht monetäre Wertfaktoren, wie z.B. der emotionale Wert einer Immobilie, werden nicht berücksichtigt.

Zusammenfassend bietet das Ertragswertverfahren eine fundierte Grundlage für die Bewertung von ertragsgenerierenden Immobilien, erfordert jedoch eine sorgfältige Datenanalyse und ist von den aktuellen Marktbedingungen abhängig.


Wo kommt das Ertragswertverfahren zur Anwendung?

Das Ertragswertverfahren kommt primär bei der Bewertung von Immobilien zum Einsatz, die Einnahmen generieren, wie

  • Mietwohnungen
  • Geschäftsräume und
  • andere gewerblich genutzte Objekte.

Es wird auch in der Finanzbranche für Investitionsentscheidungen und Kreditbewilligungen verwendet, wo der Fokus auf der Ertragskraft der Immobilie liegt.

Kernfaktoren der Ertragswertberechnung: Eine detaillierte Analyse

Die Berechnung des Ertragswerts einer Immobilie basiert auf verschiedenen Faktoren, die zusammen den potenziellen Wert der Immobilie aus der Perspektive ihrer zukünftigen Erträge bestimmen. Hier ist ein Überblick über die grundlegenden Faktoren, die bei der Ertragswertberechnung berücksichtigt werden:

  1. Jahresrohertrag: Die Summe aller Einnahmen, die durch die Immobilie generiert werden können, typischerweise aus Mieteinnahmen. Dieser Wert dient als Ausgangspunkt für die weitere Berechnung.

  2. Bewirtschaftungskosten: Alle Kosten, die notwendig sind, um die Immobilie zu verwalten und zu erhalten, einschließlich Verwaltungskosten, Instandhaltungsaufwendungen, Versicherungen und gegebenenfalls Verwaltungskosten. Diese Kosten werden vom Jahresrohertrag abgezogen, um den Jahresreinertrag zu ermitteln.

  3. Jahresreinertrag: Der Betrag, der nach Abzug der Bewirtschaftungskosten vom Jahresrohertrag übrig bleibt. Der Jahresreinertrag spiegelt die Nettoeinnahmen wider, die die Immobilie effektiv erwirtschaftet.

  4. Liegenschaftszinssatz: Ein Zinssatz, der das Risiko und die Ertragschancen der Immobilieninvestition repräsentiert. Er wird verwendet, um den Barwert der zukünftigen Einnahmen zu berechnen und variiert je nach Marktbedingungen und Immobilientyp.

  5. Restnutzungsdauer: Die geschätzte verbleibende Zeitdauer, in der die Immobilie genutzt werden kann, um Erträge zu generieren. Die Restnutzungsdauer beeinflusst den Berechnungszeitraum der zukünftigen Einnahmen und damit den Ertragswert.

  6. Vervielfältiger: Ein Faktor, der aus dem Liegenschaftszinssatz und der Restnutzungsdauer abgeleitet wird, um den gegenwärtigen Wert zukünftiger Einnahmen zu ermitteln. Der Vervielfältiger ermöglicht die Umrechnung des Jahresreinertrags in den Ertragswert der Immobilie.

  7. Bodenwert: Bei der Berechnung des Ertragswerts einer Immobilie muss auch der Wert des Bodens berücksichtigt werden, besonders wenn das Ertragswertverfahren in seiner vollständigen Form angewendet wird. Der Bodenwert wird oft separat ermittelt und zum berechneten Ertragswert des Gebäudes addiert, um den Gesamtwert der Immobilie zu bestimmen.

Diese Faktoren bilden die Grundlage der Ertragswertberechnung und ermöglichen eine umfassende Bewertung des potenziellen Wertes einer Immobilie basierend auf ihren erwarteten zukünftigen Erträgen


Wohnung bewerten: Mit dem Einsatz des Vervielfältigers

Das Ertragswertverfahren ermöglicht eine effiziente und zielgerichtete Bewertung von Immobilien, insbesondere wenn es um die Ermittlung des Wertes von vermieteten Wohnungen geht. Ein Schlüsselelement dieses Verfahrens ist der Einsatz des Vervielfältigers, der eine schnelle Umrechnung des Jahresreinertrags in den Ertragswert der Immobilie erlaubt.

Schritte zur Bewertung mit dem Vervielfältiger

  1. Ermittlung des Jahresrohertrags: Bestimmung der gesamten jährlichen Einnahmen aus der Immobilie.
  2. Berechnung des Jahresreinertrags: Abzug der Bewirtschaftungskosten vom Jahresrohertrag.
  3. Festlegung des Liegenschaftszinssatzes: Auswahl eines Zinssatzes, der das Risiko der Immobilieninvestition widerspiegelt.
  4. Bestimmung der Restnutzungsdauer: Schätzung der verbleibenden wirtschaftlich sinnvollen Nutzungsdauer der Immobilie.
  5. Berechnung des Vervielfältigers: Nutzung von Tabellen oder Formeln, die den Liegenschaftszinssatz und die Restnutzungsdauer berücksichtigen.
  6. Anwendung des Vervielfältigers auf den Jahresreinertrag: Multiplikation des Jahresreinertrags mit dem Vervielfältiger, um den Ertragswert der Immobilie zu ermitteln.

Beispiel

Nehmen wir an, eine Immobilie generiert einen Jahresrohertrag von 20.000 Euro, die Bewirtschaftungskosten betragen 4.000 Euro, was zu einem Jahresreinertrag von 16.000 Euro führt. Bei einem Liegenschaftszinssatz von 5% und einer Restnutzungsdauer von 20 Jahren ergibt sich ein Vervielfältiger (vereinfacht) von 14. Der Ertragswert der Immobilie berechnet sich somit als:

Ertragswert=16.000Euro×14=224.000Euro

Fazit

Das Ertragswertverfahren, ergänzt durch den Einsatz des Vervielfältigers, bietet eine schnelle und fundierte Methode zur Bewertung von Immobilien. Es ermöglicht Investoren und Eigentümern, den Wert ihrer Immobilien effizient zu ermitteln, basierend auf den erwarteten zukünftigen Einnahmen und unter Berücksichtigung des aktuellen Marktzinsniveaus.

Rechtlicher Rahmen des Ertragswertverfahrens

Das Ertragswertverfahren basiert auf verschiedenen rechtlichen Grundlagen, die seinen Einsatz in der Bewertung von Immobilien regeln. In Deutschland sind diese vor allem im Baugesetzbuch (BauGB), insbesondere in der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV), sowie in den Wertermittlungsrichtlinien (WertR) festgelegt. Diese Vorschriften definieren, wie der Ertragswert von Immobilien zu berechnen ist, und stellen sicher, dass die Bewertung auf einer einheitlichen und nachvollziehbaren Grundlage erfolgt. Das Ertragswertverfahren wird zudem durch die Standards des Instituts der Deutschen Sachverständigen und Gutachter (DESAG) ergänzt, die Praktiken und Richtlinien für die professionelle Immobilienbewertung vorgeben.